Autoren: Walter Ruß, Stellvertretender Bereichsleiter Team Aus- und Weiterbildung, IHK Kassel-Marburg Kerstin von Heemskerck, Industriereferentin, IHK Kassel-Marburg

Ausbildung in der Industrie in Nordhessen und Marburg

Der Begriff der industriellen Revolution ist wohl vielen vertraut. Er beschreibt die revolutionäre Veränderung der Wirtschaft und Technik im beginnenden 19. Jahrhundert, in deren Folge eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung stattfand. Mit der Digitalisierung stehen wir heute an einem ähnlichen Punkt. Damals wie heute sind die Unternehmen des produzierenden Gewerbes, der Industrie, ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung. Dieser Herausforderung stellen sich auch die Industrieunternehmen und Hersteller in unserer Region und setzen dabei auf den Nachwuchs, denn auch in einer digitalisierten Fabrik werden zukünftig Menschen arbeiten. Aktuell werden über 1.700 junge Menschen in einem industriellen Ausbildungsbetrieb in Nordhessen und Marburg auf das Berufsleben vorbereitet. Die Auswahl der Berufsbilder bietet dabei eine große Vielfalt und hält sicher für jeden Geschmack etwas bereit.

Für viele junge Menschen ist der Beginn der Ausbildung in einem Industrieunternehmen in unserer Region der erste Schritt in eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. So ist erfahrungsgemäß die Übernahmequote nach erfolgreichem Abschluss sehr hoch. Zudem bietet sich häufig auch die Möglichkeit, sich nach der Ausbildung mit einem berufsbegleitenden Studium weiter zu entwickeln. Das duale Ausbildungssystem hat sich weltweit einen nachhaltig guten Ruf erarbeitet und zählt zu einem der begehrtesten Exportgüter Deutschlands.

Die rasante Entwicklung und die Veränderung der Arbeitswelt bringt es mit sich, dass viele Ausbildungsberufe überdacht und angepasst werden müssen. So ist zum Beispiel die herkömmliche Vorstellung vom Mechaniker an der Maschine out, gefragt sind Verständnis für technische Prozesse, automatisierte Abläufe und Interesse an komplexen Zusammenhängen. Seit August 2018 sind die Berufe des Metall- und Elektrobereichs sowie der Mechatroniker teilnovelliert, das heißt um wichtige Elemente der Digitalisierungstendenzen ergänzt. Das betrifft zum Beispiel die betriebliche und technische Kommunikation, das Planen und Organisieren der Arbeit sowie das Bewerten der Arbeitsergebnisse und schließlich die Geschäftsprozesse und das Qualitätsmanagement im Einsatzgebiet. Mit modernen Zusatzqualifikationen hat man dafür gesorgt, dass die Ausbildungen, zum Beispiel zum Industrie- oder Zerspanungsmechaniker und Mechatroniker, auch künftig den modernen Anforderungen entsprechen. Schon heute gehört der Mechatroniker zu den beliebtesten Berufsbildern bei Auszubildenden. Aber auch völlig neue Berufsbilder k können entstehen. 2018 konnten erstmals 16 Ausbildungsstellen zum Kaufmann/frau im E-Commerce angeboten werden.

Was bedeutet dies nun alles für einen jungen Menschen, der gerade am Beginn seiner beruflichen Ausbildung bzw. seiner beruflichen Laufbahn steht? Es bedeutet, dass er in unserer Region zahlreiche Möglichkeiten hat, in ein sehr gut bewährtes, sehr leistungsfähiges System der dualen Ausbildung einzutreten. Seit mehr als 200 Jahren bringt dieses System der Kooperation von Betrieb und Berufsschule hervorragend und umfassend ausgebildete Fachkräfte hervor. Fachkräfte, die traditionell das Rückgrat der Industrie bedeuten. Sei es in der pharmazeutischen Industrie, der Gesundheitstechnik, der Energietechnik, der Automobiltechnik oder der zahllosen Zuliefererbetrieben – überall wird nach höchsten Qualitätsstandards ausgebildet.